Das Licht Gottes im Menschen

Am Anfang steht die Natürlichkeit des Seins

Das Licht Gottes im Menschen beginnt bei der Geburt – dort, wo neues Leben entsteht und mit pulsierendem Atem zu einem kostbaren Geschenk wird, das die Welt bereichert. Es erwächst aus der ursprünglichen Natürlichkeit des Seins zu einem Wunder – dem einzigen Sein, dass sich dem endgültigen Einfluss des Menschen jederzeit entziehen kann, da es unmittelbar den Naturgesetzen der menschlichen Evolution unterliegt.

Die Geburt bezeichnet die göttliche Menschwerdung

Seit jeher besitzt der Mensch intellektuelle Fähigkeiten, entwickelte dieses Wissen immer weiter und bildete es soweit heraus, bis er die heutige Wirklichkeitswelt mit all den Schöpfungswerken seines großen Denkens ausstattete und sie zu dem machte, was sie heute ist: die moderne Welt unserer Gegenwart.

Im Zuge der ganzen Technik und weltweiten Vernetzung ist der heutige Mensch nicht auf göttliche Offenbarungen und Religionen angewiesen, zumal er selbst zu einer völkerumspannenden Geistes- und Weltkultur geworden ist. So nehmen Menschen heute existierende Wahrheiten als gegeben hin und konzentrieren sich als freiheitstrebendes Individuum in erster Linie auf ihre eigene Welt, die von Genuss, Konsum, Leistung und mannigfaltigen Medien geprägt ist.

In dieser Welt lebt jeder Mensch als Teil eines Ganzen ohne dabei das für sich selbst und das eigene Leben elementare Wesentliche der Dinge zu erfassen oder zu hinterfragen. Es ist das Resultat einer technischen, leblosen Intelligenz ohne menschliche Züge. Sie gleitet in ferngesteuerten, längst außer Kontrolle geratenen Strukturen einfach dahin – immer weiter, immer schneller.

Und warum? Weil die Menschen heute von Egoismus, Hab- und Geldgier sowie von unermüdlichem Machtstreben erfüllt sind und sich von ihren gemeinschaftsverbindenden, menschlichen Grundlagen immer weiter entfernt haben. Diese Grundlagen sind jedoch für die Menschheit überlebenswichtig. Ihnen liegen Werte der Menschlichkeit sowie der eigenen Naturverwurzelung zugrunde, die unmittelbar mit den ursprünglichen Erscheinungsformen des Glaubens in Verbindung stehen.

Glaubenswerte sind für den Menschen sinnstiftend

Der Glaube stellt in diesem Zusammenhang einen wertvollen und kontinuierlichen Impuls dar, um Menschen das Wertvolle aufzuzeigen und sie gleichzeitig gegenüber ihren Mitmenschen in die Verantwortung zu nehmen. Gerade für die eigene Inspiration, mentale Erfahrung und Persönlichkeitsentwicklung verhilft der Glaube Menschen, ihre vollständige Identität zu erlangen.

Es gibt dahingehend viele, wundervolle Offenbarungen und Weisheiten, die überall in der Natur sichtbar sind und in glanzvoller Blüte zu einer unsagbaren Lebendigkeit erstrahlen – man muss sie nur sehen wollen. Sie erheben sich gleichsam einer erhabenen Geistesgröße und wirken unmittelbar bis in die menschliche Seele hinein.

Vor allem große Errungenschaften durch wahres Wissen entstehen in unserer Welt durch besondere Persönlichkeiten, die eingehende inspirative Fähigkeiten durch den Zugang zu höheren Lebenswirklichkeiten erlangen. Diese Weisheit des Erkennens verdanken sie speziellen Momenten göttlicher Offenbarung, weil sie die Schönheit und Vollkommenheit elementarer Glaubenswerte erkennen, welche weit hinter der real wahrnehmbaren Erscheinungswelt liegen.

Solche Menschen geben sich voller Hingabe diesen göttlichen Offenbarungsmomenten hin und nutzen dieses Gefühlsempfinden zur gezielten Bewusstseinserweiterung, um sich für weitere Geistesströmungen zu öffnen, die ihnen vollkommenere Formen dieser Erscheinungswelt zeigen.

Diese Fähigkeiten beruhen keinesfalls auf einem Zufallsprinzip. Sie sind vor allem Menschen mit einem starken Charisma vorbehalten, die Naturvorgänge in einem größeren, durchdringenden Zusammenhang reflektieren und auf diese Weise zu höheren Glaubenswerten mit nachhaltiger Sinnstiftung gelangen.

Diese Werte bedeuten das Sehen, Erkennen und Schätzen der wahrhaftig großen Herrlichkeit dieser vollendeten Natürlichkeit – überall und zu jeder Zeit, die Gott in seiner Schöpfung für den Menschen geschaffen hat.

Erst dann erstrahlt das Licht Gottes im Menschen und erst dann wirkt der Mensch in seiner Menschlichkeit durch Gunst, Wohlwollen und Heil auf anderen Menschen.

Durch seine innigen Glaubenswerte trägt ein solcher Mensch schließlich aus voller Überzeugung die höchstmögliche Klarheit und Harmonie ursprünglicher Lebenswirklichkeiten in die Seele seines Mitmenschen und begünstigt ihn somit zu einem bewussteren Dasein für den Übergang in ein göttliches Leben.

Eine Tatsache wird dabei offensichtlich: das Licht Gottes im Menschen ist eine besondere Kunst des Denkens, die reich an Schönheit und ethischen Werten ist. Nur ein Mensch, der vom innigen Glauben getragen ist, kann in ein solches Licht treten, um der Welt durch sein Herzdenken und in der Reinheit seines Geistes Liebe, Frieden und Gerechtigkeit zu verleihen.

Ein Priester steht ganz besonders in einem solchen Gotteslicht. Die hohe Bedeutung seiner Aufgabe wird nicht nur bei der Ordination, sondern auch beim Priesterjubiläum offenkundig. Er steht in der besonderen Verantwortung seiner Berufung, Gott und dem Glauben durch seine unermüdliche Lebenskraft gerecht zu werden und in seiner speziellen Eigenschaft als Botschafter an Menschen heranzutragen.

Im Zentrum dieser Lebenskraft wirkt ein Priester unmittelbar zwischen den Kulturen – nicht nur, um die Liebe Gottes, sondern die Liebe zu allen irdischen Dingen auf dieser Welt zu vergegenwärtigen. Somit wird der Glaube als scheinbar überholte, nicht mehr anerkannte Denkauffassung zu einer klaren Relevanz menschlicher Existenz.

Die wachsende Sehnsucht nach höheren Wahrheitswerten

Dieser Existenz liegen natürliche Grundwerte einer Ordnung zugrunde, welche entscheidend die Linien des Lebens prägen.

Gerade in der heutigen Zeit des zunehmenden Werteverfalls und der geistigen Degeneration einer übersättigten Konsumgesellschaft wächst in den Menschen vermehrt die Sehnsucht nach einer sinnstiftenden Lebensgrundlage.

Dies geschieht vor allem auch aufgrund der Einsicht, dass Menschen ihr Glück und ihre Zufriedenheit nicht durch Leistung, Konsum, Genuss- und Geldmittel oder Macht erfüllen können. Vielmehr finden sie ihren Lebenssinn gerade dadurch, wenn sie es erleben, dass andere Menschen ihnen zu einem fundamentalen Leitgedanken verhelfen, der ihr Leben verändert. Dadurch lernen sie neue Wertsetzungen als Kernschlüssel für ihre Lebenswelt kennen, die über spezielle Wege der Glaubenserfahrung zu einem ursprünglichen Werteempfinden der grundlegenden Leitprinzipien führen.

Somit geht das Licht Gottes im Menschen mit der wachenden Sehnsucht nach sinnstiftenden Wahrheitswerten einher, welche für die Menschheit von tragender Relevanz sind. Sie tragen die göttliche Kraft bis in die seelischen Tiefen hinein und verbinden sie dort zu einer klaren Einheit, um sie als tragendes Fundament für die menschliche Gegenwart und Zukunft zu fördern.

Das Licht Gottes im Menschen erstrahlt jeden Tag – als gegenwärtige Offenbarung der Wahrheit unseres Daseins. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes das Menschlichste und damit höchste Gut, das wir besitzen und an unseren Nächsten weitergeben können.

Und genau deshalb hat Gott dieses Licht in uns Menschen erschaffen. Denn dieses Licht tragen wir immer in uns. Es wird niemals aufhören zu leuchten – selbst nicht in unserer heutigen Welt, die zunehmend von Gefühlskälte, Isolation und Entfremdung gezeichnet ist.

Mit herzlichen Segenswünschen

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Elisabeth Reuter