Es geschieht in dem Wissen, dass sie ihren Lebensweg fortan ohne ihren geliebten Menschen fortsetzen müssen, der für sie das Kostbarste auf Erden war. Und es geschieht vor allem in dem Wissen, dass die Zurückgebliebenen vielleicht noch lange auf der irdischen Welt der Sterblichen verweilen müssen, bis sie diesen bedeutungsvollen Menschen wiedersehen, der ihnen alles bedeutet.

Viele Menschen verlieren bei einem Trauerfall nicht nur einen Menschen, der ihnen sehr nahe steht, sondern auch sich selbst. Sie geben sich ganz dem verlustvollen Schmerz hin – empfinden ein solches Ereignis gar als unglückliches Schicksal, das ihnen zuteil wurde und sehen sich im weiteren Lebensweg überfordert neben sich stehen.

Das unerträgliche Gefühl, alleine zurückgelassen zu werden treibt den Trauernden schließlich in die Isolation, indem er sich bewusst von der Außenwelt abschottet. Dabei ist gerade ein trauernder Mensch intensiv auf menschliche Nähe und Zuwendung angewiesen, um zu lernen mit diesem Gefühl umzugehen. Nur dann kann er sein Leben auch wieder in den Griff bekommen.  

So lässt das Licht Gottes im Menschen mit seiner Einfühlsamkeit niemanden in seinem tiefen Gefühlsschmerz verweilen. Vielmehr zeigt er durch die Formen seiner Schöpfung, dass jeder Mensch auf die heilende Kraft seiner Liebe vertrauen kann. Denn in Gottes Nähe steht die Zeit nicht still und lastet kein Stein auf der Seele des Trauernden. Auch umgibt kein dunkler Schleier seinen Weg zurück ins Licht.

In solchen Momenten trägt Gott die schmerzhaften Gefühle des Trauernden auf Händen, um sie in Hoffnung und Zuversicht zu verwandeln. So nimmt er den schweren Stein vom Herz dieses leidenden Menschen und führt ihn zurück zum Leben. Denn Gott ist das Licht – überall um ihn herum ist Blüte, Herrlichkeit und Gedeihen.

Genau auf diese Weise besinnt Gott den Trauernden auf die entscheidenden Momente des Zustandes seines Alleinseins: er lässt ihn ebenfalls ein blühender Teil dieses Lebens sein und eine Form der Göttlichkeit erfahren, die der Schöpfung seines Heiligen Geistes entspringt.

Und plötzlich geschieht es, dass der Trauernde eine höhere Wirklichkeit seines Daseins erfährt und zur Weisheit des Erkennens gelangt. Denn er ist das Licht, die Liebe und das Leben in dem Bewusstsein, dass der Verlust seines geliebten Menschen lediglich einen Übergang darstellt – den Übergang in ein besseres Leben.

So entsteht in diesem Moment eine schöpferische Heilshandlung am Menschen, die unmittelbar dem Gottesglauben entspringt und dem Trauernden durch die Hoffnung auf einen neuen, besseren Himmel eine klare Perspektive bietet. Demzufolge hilft Gott den Menschen, durch den Glauben neue Lebenskraft zu gewinnen.

Denn Gott öffnet aus inniger Liebe sein Herz, damit Menschen nicht achtlos am Leben vorbeiziehen, sondern ihnen stattdessen hinreichende Einfühlsamkeit zuteil wird, auf dass sie den rechten Weg dieser kleinen Dinge erkennen und würdigen. Auf diese Weise erschließt sich den Menschen der höhere Zusammenhang dieser Lebenswirklichkeiten, und der Tod ist ein wesentlicher Teil dieser Wirklichkeiten, die auch der Trauernde schließlich als Wahrheit für sich erkennt und annimmt.

Somit ist Trauer der Weg zu einem neuen Lebenssinn. Und der Aufbruch der Seele in dieses neue Leben wird dann möglich, wenn Menschen bewusst an solchen Trauermomenten teilhaben und somit erkennen, was ihre wahrhaftige Teilnahme für die weitere Lebensprägung und seelische Stabilität bedeutet.